Somatic Experiencing (SE)®
Dr. Levine entwickelte daraufhin seine Theorie, dass bestimmte Bewegungsimpulse bei einem Trauma unterbrochen und bereitgestellte Energien gebunden werden und es zur Heilung wichtig ist, die Impulse zu vervollständigen und die Energie zu entladen. Dies kann ohne Hilfe im Rahmen eines natürlichen Verarbeitungsprozesses geschehen. Geschieht dies aber nicht, können Spuren davon im Nervensystem „stecken“ bleiben und sowohl zu Verspannungen als auch zu veränderten Reaktionen auf Reize führen, die Ähnlichkeiten mit der ursprünglich traumatisierenden Situation hatten. Ein einfaches Beispiel dafür wäre die Stress- oder Angstreaktion auf einen schwarzen Hund, da man zuvor von einem ähnlichen schwarzen Hund gebissen wurde.
Hier sind mehrere Reaktionen miteinander gekoppelt, die dann automatisch ablaufen und schwer zu stoppen sind. Der Anblick des schwarzen Hundes dient in dem Fall als Auslöser (Trigger). In der Therapie wird nun im Gespräch und auch teilweise, wenn angebracht und gewünscht, mit Berührung versucht, sich behutsam an diese Erinnerungen heranzutasten und diese in kleinen ertragbaren Häppchen (Titration genannt) zu bearbeiten. Damit wird das traumatische Gedächtnis in das „normale“ Erinnerungsgedächtnis überführt. Ziel ist es dabei, dass man sich ohne Schrecken an das Ereignis erinnern kann, als etwas, das einem einfach passiert ist. Das beinhaltet auch die Entkoppelung der oft heftigen körperlichen Reaktionen mit der Erinnerung. Auch den gegenteiligen Fall gibt es. Nämlich das eine sogenannte Dissoziation dazu führt, dass im Falle einer Reaktivierung, Empfindungen und Reaktionen abgekoppelt sind. Dies ist eine Schutzreaktion, die aber ihren Preis hat, da sie mit reduzierter Lebendigkeit einhergehen kann. Hier ist durch ein behutsames Vorgehen das Ziel, die Empfindungen und Reaktionen wieder zu reaktivieren und damit zu normalisieren. Im Verlauf der Therapie kann dann (wieder) ein Körpergefühl entstehen, das zunehmend von Sicherheit und Präsenz geprägt ist.
Symptome die auf eine traumatische Erfahrung hindeuten, und sich unter Umständen auch erst Jahre später zeigen, können sein:
Überaktivität, Suchtverhalten, unkontrollierbare Wutausbrüche, Ängste, Panikattacken, Depression, Gefühle von Entfremdung, Konzentrationsstörungen, Dissoziation, Bindungsunfähigkeit, Schlafstörungen, Erschöpfung, chronische Schmerzen, Fibromyalgie, Migräne, Nacken- und Rückenprobleme, Probleme mit dem Immunsystem oder Burnout.
„Trauma ist die am meisten vermiedene, ignorierte, verleugnete, missverstandene
und unbehandelte Ursache menschlichen Leidens.”
Dr. Peter A. Levine