Neurofeedback nach Othmer
Was ist Neurofeedbacktraining?
Neurofeedback ist eine Form von Biofeedbacktraining. Allgemein werden beim Biofeedback Körperparameter gemessen und können dann als Signale über die Sinne aufgenommen werden. Das Neurofeedbacktraining ist ein Gehirntraining, das auf einem EEG (Elektroencephalogramm) beruht. Beim EEG werden die elektrischen Ladungen, die die Nervenzellen im Gehirn erzeugen, mit Elektroden, die an der Kopfhaut angebracht werden, ausgelesen. Diese Informationen werden mit Hilfe eines speziellen Geräts, an den PC weitergeleitet und dort von einer speziellen Software verarbeitet. Diese Software spielt dem Gehirn nun mit Hilfe einer Animation oder eines Films seine eigene Aktivität vor. Über die Sinne, Sehen, Hören und Tasten, können die Informationen aufgenommen und vom Gehirn unbewusst verarbeitet werden. Das Gehirn soll so lernen, sich besser zu regulieren. Das erklärt auch, warum Neurofeedback bei vielen, auf den ersten Blick verschiedenen, Problemen helfen kann. Gemeinsam ist diesen Problemen eine Störung der Selbstregulation, auch Autoregulation genannt.
Neurofeedback wird u.a. angewendet bei:
- Allergien
- ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Syndrom)
- Traumen, PTBS (Posttraumatische Belastungsstörung), Entwicklungstrauma
- Schlafstörungen
- Kopfschmerzen
- Schmerzen allgemein mit oder ohne bekannte Ursache
- Tinnitus
- Migräne
- Immunschwäche
- Autoimmunerkrankungen
- Stressbedingten Erkrankungen
- Mentaltraining – z.B. zur Leistungsoptimierung im Sport, in der Musik oder im beruflichen Kontext
- Angst und angstbedingten Erkrankungen
- Epilepsie
- Depressionen
- Essstörungen und Süchte
- Panikattacken
- Verspannungen
- Tics
- nach Schädel-Hirn-Traumen
Was kann ich für Effekte erwarten?
So individuell jedes Gehirn ist, so unterschiedlich sind auch die Reaktionen auf das Neurofeedback. Sensible Menschen reagieren häufig schon in der Sitzung auf die unterschiedlichen Frequenzen. Andere merken während des Trainings nichts und erleben erst danach oder im Laufe mehrerer Trainings eine Veränderung. Je konkreter die Beschwerden, desto genauer kann man spüren, welche Frequenz und welche Positionen eine Verbesserung der Symptomatik bringen. Das wäre beispielsweise bei Migräne oder Schlafstörungen der Fall. Sind die Beschwerden diffuser, wie Symptome nach einem Trauma, Bindungsprobleme, Suchtprobleme oder auch ADHS, dann braucht es häufig mehr Zeit und im Verlauf verschiedene Positionen, die dann Schritt für Schritt zu einer Symptomreduktion führen. Meist sind die Effekte auch zu Beginn des Trainings noch nicht dauerhaft und äußere Einflüsse wirken als Störfaktoren, die das Gehirn in alte Muster zurückfallen lassen. Daher ist ein kontinuierliches Training zu Beginn auch sehr wichtig um die Effekte zu stabilisieren. Die Vorstellung ist dabei, dass das Gehirn durch das Training lernt in anderen, regulierteren Zuständen zu funktionieren. Wie bei allem Lernen ist dabei Wiederholung wichtig, da auch die Neuroplastizität eine wichtige Rolle spielt und neue Verknüpfungen zwischen den Nervenzellen Zeit brauchen um sich zu etablieren und alte abzulösen.
Neurofeedback wirkt auf die Selbstregulation. Dies kann man gut anhand des Toleranzfensters erklären. Das Toleranzfenster repräsentiert den Erregungszustand in dem wir im allgemeinen gut funktionieren und uns auch wohl fühlen. Das Toleranzfenster umfasst die mittleren Erregungsbereiche in denen wir schwingungsfähig sind und unsere Selbstregulation gut funktioniert. Es befindet sich zwischen starker Unter- und Übererregung. In diesen Zuständen findet Traumatisierung statt und unsere Funktionsfähigkeit und unser Wohlbefinden sind eingeschränkt.
Das Toleranzfenster ist individuell verschieden. Das kommt durch unsere Genetik, aber vor allem auch durch die Erfahrungen die wir seit unserer Zeit im Mutterleib gemacht haben. Menschen mit einem schmalen Toleranzfenster sind schneller in der Unter- oder Übererregung und werden daher auch leichter durch verschiedene Ereignisse aus der Bahn geworfen oder traumatisiert. Menschen mit einem weiten Toleranzfenster sind im allgemeinen resilienter, zeigen also mehr Widerstandskraft in schwierigen Situationen und kommen damit im Leben besser klar und genießen mehr Wohlbefinden.
Das Neurofeedback wirkt, indem es das Toleranzfenster erweitern kann mit den oben genannten positiven Effekten. Es kann sogar sein, dass sich manche Probleme wie von selbst lösen, da das Nervensystem mit dem Training die Kapazität erlangt, sich selbst zu heilen. Auch als Ergänzung zu einer Psychotherapie ist das Neurofeedbacktraining sehr gut geeignet. Gerade wenn diese stagniert oder die Fortschritte sehr langsam sind, ist es möglich von dem synergistischen Effekt zu profitieren.
Ein weiterer interessanter Aspekt des Neurofeedbacks besteht darin, dass es den Ruf hat, die Introspektion (Selbstbeobachtung) zu fördern. Dies ist eine wichtige Fähigkeit, die für den Erfolg einer Psychotherapie oft entscheidend ist. Nur wenn wir uns spüren können und merken was in uns vorgeht ist Veränderung möglich. Gerade bei Entwicklungstraumen kann diese Fähigkeit eingeschränkt sein, was dann wiederum die Therapie behindern kann.
In dem Buch „Neurofeedback in the Treatment of Developmental Trauma“ (zu deutsch „Neurofeedback in der Behandlung von Entwicklungstrauma“) von Sebern F. Fisher wird dieser Effekt des Neurofeedbacks hervorgehoben.
Auch Dami Charf schrieb kürzlich einen Artikel zu diesem Thema, in dem es um die Effekte von Neurofeedbacktraining bei Menschen mit Trauma geht. Link: https://therapeuten.traumaheilung.de/neurofeedback/
Ablauf eines Neurofeedbacktrainings
Dauer des Trainings:
Das Training findet in der Regel ein bis zwei Mal wöchentlich statt. Es hat sich gezeigt, dass meist 20 bis 30 Einzelsitzungen hilfreich sind, die dazu dienen, das Gehirn zu trainieren und die Erfolge dann auch zu stabilisieren.
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